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KLINIK FÜR UROLOGIE BOCHUM
Chefarzt Prof. Dr. med. Burkhard Ubrig

Nierensteine

Im Urin enthalten sind gelöste Abfallstoffe wie Harnstoff aus dem Protein-Abbau, Kreatinin aus dem muskulären Phosphatabbau, Harnsäure oder Fremdstoffe, die beispielsweise aus Medikamenten stammen. Diese Substanzen können Kristalle bilden und sich schließlich in Form von Nierensteinen manifestieren. 

Die Bildung von Nierensteinen kann durch eine einseitige Ernährung, Übergewicht, eine zu geringe Trinkmenge, Harnwegsentzündungen oder Stoffwechselerkrankungen begünstigt werden. Rund 10 Prozent aller Deutschen sind im Laufe ihres Lebens von ihnen betroffen. Dabei sind diese Steine oftmals nur das Symptom einer zugrunde liegenden Stoffwechselstörung, die diagnostiziert werden muss, damit eine weitere Steinbildung unterbleibt. Deshalb müssen spontan verlorene oder entfernte Harnsteine auf ihre Zusammensetzung hin analysiert werden. Dies gibt Rückschlüsse auf die Ursachen der Harnsteinbildung. Wichtig sind auch einfache Labortests. Blut: Kalziumkonzentration, Harnsäurekonzentration, evtl. Parathormon. Urin: Säurewert (pH-Wert).

Nierensteine sind häufig und deshalb ist ihre Behandlung hochentwickelt. In fast allen Fällen werden sie minimal-invasiv entfernt. Das Behandlungs-Spektrum reicht von der Zertrümmerung von außen mittels ESWL (berührungsfreie Steinzertrümmerung) bis zu den endoskopischen Steinentfernungen in Narkose.

Nierensteine: Arten, Entstehung und Vorbeugung

Nachfolgend finden Sie passend zu den häufigsten Harnsteinarten aktuelle Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Urologie. In unserem Downloadcenter finden Sie die entsprechenden Empfehlungen als pdf-Datei zum Ausdrucken.

Wichtig: Diese Maßnahmen zur Vorbeugung sind allgemein gehalten und müssen Ihrem individuellen Krankheitsbild angepasst werden. Spätestens bei wiederholter Steinbildung ist die Vorstellung in einem auf Harnsteine spezialisiertem Zentrum erforderlich, da eine medikamentöse Prophylaxebehandlung nur nach vorausgehender Stoffwechseluntersuchung möglich ist. Wir bieten Ihnen diese Möglichkeit in der Klinik für Urologie.

Kalziumoxalatsteine

Risikofaktoren

  • Erhöhte Kalziumausscheidung mit dem Urin bei Stoffwechselstörungen wie z.B. einer Überfunktion der Nebenschilddrüse (Hyperparathyreoidismus)
  • Erhöhte Oxalatausscheidung mit dem Urin bei vermehrter Oxalataufnahme oder Erkrankungen des Dünndarms (z.B. Morbus Crohn)
  • Metabolisches Syndrom (Bluthochdruck, Diabetes mellitus, erhöhtes Cholesterin, erhöhte Harnsäure)
  • Konzentrierter Urin durch zu wenig Flüssigkeitsaufnahme
  • Erniedrigte Ausscheidung von Hemmstoffen der Steinbildung wie Magnesium oder Zitrat

Allgemeine Vorbeugungsmaßnahmen

  • Steigerung der Flüssigkeitszufuhr: 2,5-3 Liter pro Tag, gleichmäßig über den Tag verteilt
  • Physische Aktivität (Sport)
  • Normalisierung des Gewichts
  • Ausgewogene Ernährung:

    • Reduzierung der Oxalataufnahme (Spinat, Rhabarber, Mangold, Kakao, Nüsse)
    • Reduzierung der tierischen Eiweiße und Purine (Fleisch, Wurstwaren) auf ca. 1g/kg Körpergewicht
    • Reduzierung der Salzzufuhr auf ca. 4-5g pro Tag
    • Normale Kalziumzufuhr (ca. 1g pro Tag): Kein Meiden von Milchprodukten
    • Einstellung des Urin-pH auf 6,5-7,0: bikarbonatreiches Mineralwasser, Ballaststoffe, Zitrate

Medikamentöse Vorbeugung

Bei häufig wiederkehrender Steinbildung trotz Einhaltung der allgemeinen Präventionsmaßnahmen sollte eine Stoffwechseluntersuchung einschließlich Sammelurinuntersuchung durchgeführt werden. Hierzu häufig eingesetzte Medikamente sind Alkalizitrate, Thiazide oder Magnesium.

Harnsäuresteine

Risikofaktoren

  • Erhöhte Harnsäureausscheidung mit dem Urin bei Stoffwechselstörungen oder unausgewogener Ernährung mit zu viel tierischen Eiweißen, Alkohol, Fastenkuren
  • Erniedrigter Urin-pH (<6)
  • Metabolisches Syndrom (Bluthochdruck, Diabetes mellitus, erhöhtes Cholesterin, erhöhte Harnsäure)
  • Konzentrierter Urin durch zu wenig Flüssigkeitsaufnahme

Allgemeine Vorbeugungsmaßnahmen

  • Steigerung der Flüssigkeitszufuhr: 2,5-3 Liter pro Tag, gleichmäßig über den Tag verteilt
  • Physische Aktivität (Sport)
  • Normalisierung des Gewichts
  • Ausgewogene Ernährung:
    • Reduktion der Purinaufnahme (Fleisch, Wurstwaren, Innereien, Alkohol, Sojaprodukte, Hülsenfrüchte)
    • Reduktion der tierischen Eiweiße (Fleisch, Wurstwaren) auf ca. 1g/kg Körpergewicht
    • 2 fleischlose Tage pro Woche
    • Erhöhung der Ballaststoffzufuhr (Salat, Gemüse, Obst)
  • Einstellung des Urinsäurewertes (Urin-pH auf 6,8-7,2): bikarbonatreiches Mineralwasser, Ballaststoffe, Zitrate (Zitrussäfte)

Medikamentöse Vorbeugung

Bei rezidivierender Steinbildung trotz Einhaltung der allgemeinen Präventionsmaßnahmen sollte eine Stoffwechseluntersuchung einschließlich Sammelurinuntersuchung durchgeführt werden. Je nach Ergebnis ist eine medikamentöse Prophylaxebehandlung notwendig. Hierzu häufig eingesetzte Medikamente sind Alkalizitrate oder Allopurinol.

Phosphatsteine

Kalziumphospat (Carbonapatit, Brushit), Magnesium-Ammonium-Phosphat (Struvit)

Risikofaktoren

  • Erhöhte Kalziumausscheidung mit dem Urin bei Stoffwechselstörungen wie z.B. einer Überfunktion der Nebenschilddrüse (Hyperparathyreoidismus)
  • Wiederkehrende Harnwegsinfekte
  • Hoher Urin-pH (>6,5) bei Stoffwechselstörungen wie der renal-tubulären Azidose
  • Konzentrierter Urin durch zu wenig Flüssigkeitsaufnahme
  • Erhöhte Phosphat- oder erniedrigte Magnesiumausscheidung

Allgemeine Vorbeugungsmaßnahmen

  • Steigerung der Flüssigkeitszufuhr: 2,5-3 Liter pro Tag, gleichmäßig über den Tag verteilt
  • Physische Aktivität (Sport)
  • Normalisierung des Gewichts
  • Behandlung von Harnwegsinfekten
  • Ausgewogene Ernährung:
    • Reduzierung der Phosphataufnahme (Käse, Hülsenfrüchte, Kakao, Nüsse, Leber)
    • Reduzierung der tierischen Eiweiße und Purine (Fleisch, Wurstwaren) auf ca. 1g/kg Körpergewicht
    • Reduzierung der Salzzufuhr auf ca. 4-5g pro Tag
    • Normale Kalziumzufuhr (ca. 1g pro Tag): Kein Meiden von Milchprodukten
    • Einstellung des Urin-pH auf 6,0-6,2: saures Mineralwasser, Preisselbeersaft

     

Medikamentöse Vorbeugung

Entscheidend bei Struvitsteinen ist die Behandlung der Infekte und idealerweise die komplette Befreiung der Harnwege von Steinen.

Bei wiederkehrender Steinbildung trotz Einhaltung der allgemeinen Vorsorge sollte eine Stoffwechseluntersuchung einschließlich Sammelurinuntersuchung durchgeführt werden. Je nach Ergebnis ist eine medikamentöse Prophylaxebehandlung notwendig. Hierzu häufig eingesetzte Medikamente sind Thiazide oder Magnesium. Bei Vorliegen von chronischen oder rezidivierenden Harnwegsinfekten ist ggf. eine niedrigdosierte Dauerantibiotikagabe notwendig.

Zystinsteine

Ursache

Angeborene Stoffwechselstörung, bei der es durch einen Gendefekt zu einer erhöhten Ausscheidung der Aminosäure Zystin im Urin kommt. Da Zystin extrem schlecht löslich ist, bilden die betroffenen Patienten sehr häufig Harnsteine.

Allgemeine Vorbeugungsmaßnahmen

  • Steigerung der Flüssigkeitszufuhr: 4-5 Liter pro Tag, gleichmäßig über den Tag verteilt (Trinken auch zur Nacht!)
  • Die Urinmenge sollte mindestens 3 Liter pro 24 Stunden betragen
  • Physische Aktivität (Sport)
  • Normalisierung des Gewichts
  • Reduzierung der Salzzufuhr auf ca. 4-5g pro Tag

Medikamentöse Vorbeugung

Da die oben beschriebenen allgemeinen Präventionsmaßnahmen nicht ausreichend sind, um die Steinbildung zu verhindern, ist eine zusätzliche medikamentöse Prophylaxebehandlung bei fast allen Patienten notwendig. Hierzu wird der Urin-pH mit Alkalizitraten auf Werte >7,5 eingestellt, da die Löslichkeit von Zystin in diesem Bereich deutlich zunimmt. Sollte die Steinbildung hierunter weiter bestehen, ist die zusätzliche Gabe von Tiopronin indiziert.

Da die Zystinsteinbildner in besonderem Maße als Risikopatienten anzusehen sind, ist eine lebenslange Bindung an ein urologisches Steinzentrum mit engmaschigen Kontrollen notwendig.

Nierensteinentfernung durch die Harnröhre (Ureterorenoskopie)

Unter Vollnarkose wird eine Spiegelung der oberen Harnwege (Ureterorenoskopie, URS) durchgeführt. Dabei werden mit sehr kleinen Instrumenten Steine im Harnleiter oder in der Niere aufgesucht und entfernt. Falls ein Stein zu groß ist, um auf dieses Weise entfernt zu werden, kann er zuvor mit einem Laser zerkleinert werden.

Das Verfahren ist außerordentlich schonend, risikoarm und schnell. Sollten sich die Harnwege während des Eingriffs als zu eng für die Spiegelung erweisen, dann ist es am klügsten, zunächst eine Harnleiterschiene (DJ-Katheter) einzulegen. Der innere Harnweg stabilisiert und weitet sich unter der Harnleiterschiene. Etwa eine Woche später ist die Spiegelung meist problemlos möglich. Ein solcher Katheter wird auch fast immer nach der Steinentfernung eingelegt, um den Urinfluss von der Niere zur Blase sicherzustellen, da der innere Harnweg nach der Maßnahme anschwillt. Meist eine Woche später kann die Harnleiterschiene durch den niedergelassenen Urologen entfernt werden.

Ablauf der Behandlung

  • Eingriff erfolgt in Vollnarkose, gelegentlich in Spinalanästhesie (Halbkörpernarkose)
  • Essen und Trinken einige Stunden nach der Operation möglich
  • Entlassung meist am Tag nach der Behandlung
  • Dauer des stationären Aufenthalts: 2-4 Tage
  • Entfernung des Doppel-J-Katheters eine Woche später beim niedergelassenen Urologen

Laserzertrümmerung von Harnsteinen (Holmium YAG)

Die Klinik verfügt über hochmoderne Geräte zur Behandlung von Harnsteinen.. Der Holmium-YAG-Laser kann auch größere und härtere Steine schnell und sicher desintegrieren.

Bei dieser Behandlung wird unter Kurzzeitnarkose eine Lasersonde per Endoskop in die Harnblase, den Harnleiter, das Nierenbecken oder in die Nierenkelche und dort an den Stein gebracht, um ihn zu zertrümmern. Mit einer Spezialkamera kontrolliert und steuert der Urologe den Vorgang. Die Steinfragmente werden dann mit einem Körbchen entfernt.

Berührungsfreie Steinzertrümmerung (ESWL)

Damit kleinere Nierensteine zertrümmert und durch die Blase ausgeschieden werden können, ist es möglich, sie von außen mit Stoßwellen zu teilen. Bei einer sogenannten „Extrakorporalen Stoßwellen-Lithotripsie“ (ESWL) werden Druckwellen im Nierenstein fokussiert, die diesen zerfallen lassen. Die zerkleinerten Steine werden anschließend auf natürlichem Wege durch die Harnblase ausgeschieden, bei Bedarf wird der Abgang durch eine eingelegte Harnleiterschiene vereinfacht.

In Bochum kommt eine der modernsten Lithotrypsieeinheiten zum Einsatz.

Minimalinvasive Entfernung großer Nierensteine durch die Haut (PCNL / Mini-PCNL)

Größere Nierensteine sind einer Behandlung über den Harnleiter nicht zugänglich, hier kommt ein „perkutanes“ Vorgehen über die Flanke zum Einsatz. Bei der sogenannten „Perkutanen Nephrolithotomie“ (PCNL), die auch als Mini-PCNL mit nochmals kleineren Instrumenten durchgeführt wird, wird die betroffene Niere über den Rücken Ultraschall-gesteuert punktiert und der Stein endoskopisch entfernt oder im Fall einer Mini-PCNL per Laser in Staubkorn-kleine Partikel zerschossen und abgesaugt.

Ernste Verletzungen der Niere sind mit den dünnen Instrumenten extrem selten, auftretende Blutungen sind gering und stoppen im Regelfall von selbst. Der Vorteil dieses Verfahrens ist eine komplette, schnelle und risikoarme Entfernung aller Steine. Zum Abschluss des Eingriffs erfolgt die kurzzeitige Einlage einer Nierenfistel (Harnableitung nach außen) und ggf. Harnleiterschiene (innere Ableitung), um den Urinabfluss sicherzustellen. 

Ablauf der Behandlung

  • Stationäre Aufnahme in der Klinik für Urologie in Bochum gewöhnlich am Tag vor der Behandlung
  • Eingriff erfolgt in Vollnarkose
  • Essen und Trinken einige Stunden nach der Operation möglich
  • Entlassung meist 2-3 Tag nach der Behandlung
  • Dauer des stationären Aufenthalts: 4-5 Tage