Konservative Behandlung
Im ersten Lebensjahr kann ein Reflux im Allgemeinen mit einem niedrig dosierten Antibiotikum behandelt werden, es besteht eine hohe Chance, dass die Erkrankung von selbst ausheilt. Bei Jungen kann zusätzlich auch eine Beschneidung zur Infektvorbeugung sinnvoll sein. Wenn die antibiotische Behandlung nicht ausreicht, der Reflux höhergradig und ohne Tendenz zur spontanen Heilung ist, oder eine medikamentöse Therapie abgelehnt wird, sollte eine operative Therapie erfolgen. Welches Verfahren hier sinnvoll ist, hängt davon ab, wie alt ihr Kind ist, welchen Grad der Reflux hat, ob und in welchem Maße die Nierenfunktion ggf. beeinträchtig ist und ob der Reflux einseitig oder beidseitig vorliegt. Gerne beraten wir Sie in unserer Kindersprechstunde und legen mit Ihnen ein gemeinsames, individuelles Konzept für die optimale Lösung fest.
Vor jedem Schritt steht bei uns eine umfangreiche und ausführliche Diagnostik z.B. mittels Nierenfunktionsszintigraphie um sicherzustellen, dass wir Ihnen die individuell auf Ihr Kind zugeschnittene, optimale Therapie empfehlen können.
Wichtig ist eine jahrelange Nachsorge mittels Ultraschall bis in die Pubertät, um eine normale Reifung der Nieren sicherzustellen.
Endiskopische Unterspritzung der Harnleitermündung (STING)
Die Subureteric transuretral injection (STING) stellt das schonendsten Verfahren dar. Bei diesem Eingriff wird unter Vollnarkose im Zugang über die Harnröhre in Form einer Blasenspiegelung ohne Hautschnitt ein Silikondepot an einer Stelle ("6 Uhr") unter die Harnleitermündung gespritzt und etabliert so einen mechanischen Refluxschutz. Anschließend wird im Röntgen eine Erfolgskontrolle durchgeführt.
Der Nachteil dieses Verfahrens liegt darin, dass unter Umständen eine Wiederholung nötig ist und keine Langzeitergebnisse vorliegen.
Operation nach Lich-Gregoir
Bei diesem schonenden und gut veträglichen Eingriff, wird in Schlüssellochtechnik von Außen eine Muskelrinne, ohne Verletzung der Blasenschleimhaut, in den Harnblasenmuskel präpariert und der Harnleiter in diese eingebettet und übernäht. Dadurch entsteht ein Refluxschutz mit sehr hoher Erfolgsquote. Die Risiken dieser Operation sind gering und das kosmetische Ergebnis hervorragend.
Operationen nach Leadbetter-Politano oder Cohen
Bei diesen Verfahren wird der Zugang durch die Blase gewählt. Die Harnblase wird eröffnet und die Harnleitermündung ausgeschnitten und der Harnleiter mobilisiert. Anschließend bettet man den Harnleiter in einen "Tunnel" in der Blasenwand und erreicht somit einen Refluxschutz bei gefüllter Harnblase. Die Harnleitermündung wird entweder an gleicher Stelle (Leadbetter-Politano) oder aber an einer neuen Stelle in der Harnblasenwand (Cohen) implaniert.
Minimalinvasive Nephroureterektomie (Da Vinci)
Sollte die betroffene Niere bereits eine starke Beeinträchtigung ihrer Funktion erlitten haben (in der Regel < 15%), so ist eine Entfernung von Niere und Harnleiter möglich bzw. bei anhaltenden Problemen wie immer wiederkehrenden Harnwegsinfekten sogar nötig.
In den letzten Jahren ist die minimalinvasive Entfernung von Niere und Harnleiter mittels des Da Vinci Operationsroboters zu einem Standardverfahren in der Urologischen Chirurgie geworden. Über feine Instrumente werden Niere und Harnleiter unter bis zu 20-facher Vergrößerung über eine HDTV–Video-Kette aus ihrer Umgebung gelöst. Diese ermöglicht eine besonders präzise Operationstechnik. Die Bergung der Niere mitsamt Harnleiter erfolgt im Ganzen in einem speziellen Bergebeutel und der Schnitt wird nur so groß, wie eben nötig. Priv.-Doz. Dr. med. Ubrig, der Chefarzt der Klinik für Urologie in Bochum, hat diese Methode seit 2002 in Deutschland mit verbreitet.