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KLINIK FÜR UROLOGIE BOCHUM
Chefarzt Prof. Dr. med. Burkhard Ubrig

Harnröhrenstrikturen (Harnröhrenengen)

Eine Verengung (Striktur) der Harnröhre macht sich im Regelfall zunächst durch eine Abschwächung des Harnstrahls bemerkbar, der auch nicht durch Pressen verstärkt werden kann. Die Harnblase wird unvollständig entleert, ein häufiger Harndrang, wiederkehrende Blasenentzündungen und eine Beeinträchtigung der Nierenfunktion können die Folge sein.

Diese Verengungen sind meist auf Verletzungen der Harnröhre, etwa durch Unfälle, auf Belastungen bei Kathetereinlagen oder auch Entzündungen wie Gonorrhöe, zurückzuführen. Sie können auch mit großem zeitlichem Abstand entstehen und deshalb nicht in jedem Fall auf einen Auslöser zurückzuführen sein.

Diagnostiziert wird die Striktur über eine Röntgendarstellung, bei der die Harnröhre mit Kontrastmittel befüllt wird. Mithilfe dieses „Urethrogramms“ lassen sich die Lage und Länge der Striktur sehr genau abschätzen. Wenn weiterhin Unklarheit besteht, kann eine ergänzende Harnröhrenspiegelung sinnvoll sein. Auf der Grundlage dieser Untersuchungen lässt sich ein genaues Behandlungskonzept für den einzelnen Patienten erstellen.

Endoskopische Harnröhrenschlitzung

Eine Erweiterung eines verengten Harnröhrenabschnitts durch eine Schlitzung unter Sicht durch ein Endoskop kann ohne Hautschnitt durchgeführt werden, ist aber nur unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll (Erstereignis, kurze Striktur im „hinteren“ Anteil der Harnröhre). 

Eine solche Behandlung beseitigt kein vorhandenes Narbengewebe und führt deshalb nicht immer zu dauerhaftem Erfolg, sondern verliert ihre Wirkung bereits nach sechs bis zwölf Wochen. Da das Narbenfeld sich durch wiederholte endoskopische Schlitzungen ausdehnen kann, sollte dieses Verfahren möglichst nicht häufiger als zweimal wiederholt werden. Sinnvoller ist in der Regel eine frühzeitige Sanierung. Für ältere oder vorerkrankte Patienten kann aber auch der wiederholte Einsatz der Schlitzung durchaus eine sinnvolle Option darstellen.

End-zu-End Anastomose

Im Unterschied zur einfachen Schlitzung bieten die offenen OP-Verfahren heute eine dauerhafte Erfolgsrate von ca. 90 Prozent. Bei kurzstreckigen (<1,5 cm) Strikturen im hinteren Teil der Harnröhre wird das verengte und vernarbte Teilstück der Harnröhre entfernt und die Harnröhrenstümpfe werden durch Naht wieder verbunden (Strikturresektion mit End-zu-End-Anastomose).

Harnröhrenerweiterung mit freiem Transplantat

Bei längerstreckigen Strikturen wird das verengte Teilstück mit Transplantatgewebe erweitert (Urethroplastik). Dazu wird die Harnröhre längs erweitert und durch Gewebe, meist aus der Wangenschleimhaut, ergänzt. Dieses Verfahren findet auch für alle Strikturen Anwendungen, die sich im „vorderen“ Teil der Harnröhre befinden, der durch den freien Teil des Penis führt.

Mit der Operation ist es möglich, auch langstreckige Engstellen der Harnröhre zu rekonstruieren und langfristig ein gutes Ergebnis zu erzielen. Auch Engstellen in unmittelbarer Nähe des Harnröhrenschließmuskels können auf diese Weise unter Erhalt der Kontinenz behoben werden. 

Meatusplastik

Engstellen im Bereich der Harnröhrenmündung werden mit einer sogenannten Meatusplastik behandelt. Dabei wird die Harnröhre über die Länge der Engstelle längs eröffnet und offen belassen. Eine Alternative ist eine Rekonstruktion durch eine Glans-Inlay-Plastik, bei der eine Erweiterung des Harnröhrenausgangs im Penis mit Hilfe von Mundschleimhaut oder Vorhaut erreicht wird.

Perineale Urethrostomie

In seltenen Fällen – z. B. nach mehrfachen fehlgeschlagenen offenen Eingriffen und Verengung der Harnröhre auf ganzer Länge - ist die Anlage einer sogenannten Boutonniere angebracht. Mit ihr wird die Harnröhre im Dammbereich ausgeleitet. Diese Lösung zeichnet sich durch eine sehr hohe Verlässlichkeit und Patientenzufriedenheit aus.

Wie bei allen offenen Verfahren ist ein etwa fünftägiger Krankenhausaufenthalt erforderlich, anschließend erfolgt zunächst die Versorgung durch einen Katheter, der ein bis zwei Wochen später ambulant entfernt wird.