Wie entstehen Harnleitersteine?
Harnleitersteine haben ihren Ursprung fast immer in der Niere bzw. genauer gesagt im Nierenbecken oder den Nierenkelchen. Für eine detaillierte Beschreibung der verschiedenen Harnsteinarten sei hier auf das Kapitel „Nierensteine" verwiesen.
Löst sich ein Nierenstein aus dem Nierenbeckenkelchsystem, so kann er in den Harnleiter gelangen. Der Harnleiter selbst ist ein Muskelschlauch mit gerade einmal ca. 1mm Durchmesser. Je nach Größe der Harnsteine, die zwischen wenigen Zehntel Millimetern und mehreren Zentimetern groß sein können, wandern diese entweder und mehr oder weniger starken Schmerzen hindurch oder aber verfangen sich auf dem Weg in die Harnblase. Dies geschieht vornehmlich an physiologischen Engstellen, wie z.B. dem Nierenbeckenabgang, einer Gefäßkreuzung oder dem Durchtritt des Harnleiters durch die Blasenwandmuskulatur. Dies kann stärkste, kolikartige Flankenschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sowie ein hohes Maß an innerer Unruhe hervorrufen. Glücklicherweise stehen uns heutzutage intravenös zu verabreichende Medikamente zur Verfügung, mit denen diese Schmerzen meist innerhalb weniger Minuten beherrscht werden können.
Am Anfang jeder weiteren Therapie steht bei uns die ausführliche Diagnostik, die uns sehr viel über den Stein und das optimale weitere Vorgehen verraten kann.
Abwartende Behandlung / Austreibung
Zeigt sich der Stein im Röntgen als ausreichend klein (< 3mm), sind die Schmerzen mit Medikamenten beherrschbar, fließt die Niere ausreichend ab und zeigen sich keine Anzeichen einer Hanrwegsinfektion (wie z.B. erhöhte Infektwerte im Blut, Schüttelfrost oder Fieber), so kann ein abwartendes Konzept gewählt werden. Hierbei erhält der Patient Medikamente, die sowohl schmerzlindernd, als auch abschwellend und muskelentspannend wirken. Zusätzlich ist es möglich, Flüssigkeit sowie harntreibende Medikamente zu verabreichen. Unterstützend sollte der Patient eine so genannte „Steingymnastik“ durchführen (eine entsprechende Anleitung finden Sie als pdf-Datei in unserem Downloadcenter). So behandelt kommt es in vielen Fällen zu einer Aussscheidung des Harnleitersteines auf dem natürlichen Weg mit dem Urin (Spontansteinabgang) Der Stein sollte aufgefangen und zur Analyse an ein Labor gesendet werden, um die Zusammensetzung und zukünftige Metaphylaxe zu bestimmen.
Endoskopische Entfernung Harnleiterstein
(Ureterorenoskopie URS Harnleiterstein, Laser, Dormiakörbchen) Bei der Ureterorenoskopie (URS) wird mit einem starren oder flexiblen Gerät eine Harnleiter- oder Nierenspiegelung durchgeführt. Die Instrumente sind mit einer Lichtquelle und einer Kamera ausgestattet, so dass der komplette Harntrakt von innen begutachtet werden kann. So können Steine im Harnleiter oder in der Niere aufgesucht und entfernt werden. Hierzu stehen extrem kleine Instrumente wie Zangen oder Körbchen zur Verfügung. Da das Instrument in die Harnröhre als natürlichen Eingang zum Harntrakt eingeführt wird, bleiben keinerlei äußere Narben zurück. Vorteil des Verfahrens ist eine schnelle und risikoarme Steinentfernung. Je nach Größe und Lokalisation des Steins dauert der Eingriff zwischen einer halben und einer Stunde. Bei sehr großen Steinen in der Niere kann der Eingriff auch einmal länger in Anspruch nehmen. n fast allen Fällen kann der Stein mit einer einzigen Behandlung komplett entfernt werden. Eine URS wird grundsätzlich in einer Vollnarkose durchgeführt um eine vollständige Schmerzfreiheit zu gewährleisten. In den meisten Fällen wird nach der Steinentfernung eine Harnleiterschiene (Doppel-J-Katheter; Pigtail-Katheter) in den Harnleiter eingelegt, um den Urinfluß von der Niere zur Blase sicherzustellen. Diese kann meist eine Woche später durch den niedergelassenen Urologen entfernt werden. Die Risiken einer URS sind sehr gering. Am häufigsten ist eine kurzzeitige Blutbeimengung im Urin, die jedoch von selbst vorübergeht. Daneben kann es in seltenen Fällen zum Auftreten von Fieber kommen, was eine kurzfristige Antibiotikatherapie notwendig macht. Ernste Verletzungen des Harnleiters oder der Niere sind mit den neuen, dünnen Instrumenten extrem selten.
Laserzertrümmerung
Sollte ein Stein zu groß sein, um komplett entfernt zu werden, kann er zunächst im Rahmen einer Harnleiterspiegelung (URS) mit einem Holmium Laser soweit vor Ort zerkleinert werden, bis die Trümmer so klein sind, daß sie gefahrlos durch den natürlichen Harnweg gezogen werden können. Die Trümmer werden dann mit einer Zange oder einem Körbchen (Dormiakörbchen) entfernt. In der Klinik für Urologie Bochum stehen hochmoderne und sehr feine Instrumente zur Verfügung. Ernste Verletzungen des Harnleiters sind somit sehr selten geworden.
Wir setzen einen Holmium Laser der neuesten Generation ein. Das revolutionäre am Holmium Laser ist, dass er Harnsteine jeder Art verlässlich zerkleinert, das menschliche Gewebe (Harnleiter und Niere) aber vollkommen unbeeinträchtigt bleibt.
Harnleiterschiene
In manchen Fällen, z.B. wenn der Harnleiter zu eng ist für das endoskopische Instrument oder eine infizierte Harnstauungsniere vorliegt, kann es erforderlich sein, den Harnleiter zunächst mit einer Ureterschiene zu versorgen. Dies ist ein flexibler, hohler Silikonschlauch, der den einwandfreien Ablauf des Urins aus dem Nierenbeckenkelchsystem sicherstellt. Dies lindert sofort die Beschwerdesymptomatik und verschafft Zeit für die weitere Therapieplanung. In der Regel kann nach einigen Tagen und ggf. nach Durchführung einer Antibiotikatherapie, der Harnleiterstein in einer zweiten Sitzung geborgen werden.
Berührungsfreie Steinzertümmerung (ESWL)
Sehr große Steine, die im nierennahen Harnleiter stecken bleiben, werden in der Regel mithilfe einer Sonde oder eines Endoskopes zurück in das Nierenbecken gedrückt (Steinpush). Hier besteht entweder die Möglichkeit den Stein in einer weiteren Narkose zu entfernen oder aber einen Beschuss mit Stoßwellen mittels der so genannten Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) durchzuführen. Dabei werden von außen Stoßwellen/Druckwellen auf den Körper gerichtet, die durch das Gewebe hindurch auf den Stein treffen und ihn zerfallen lassen. Die Trümmer müssen dann von selbst über den natürlichen Harnweg ausgeschieden werden. Ist dabei die Gefahr für eine Kolik zu groß, muss eventuell vorübergehend eine Harnleiterschiene eingelegt werden. Ein Hautschnitt ist weder für die ESWL, noch für die Einlage einer Harnleiterschiene notwendig. Unsere Klinik für Urologie in Bochum verfügt über die zurzeit modernste Lithotrypsieeinheit der Welt, Sie erlaubt die Ortung von Harnleiter- oder Nierensteinen mit Ultraschall oder digitalem Röntgen.
Die Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) stellt ein minimal-invasives Therapieverfahren zur Behandlung von Nieren- und Harnleitersteinen dar. Das Verfahren beruht auf einer Zertrümmerung der Steine durch Druckwellen (sogenannte Stoßwelle). Es wurde in Deutschland in den 1980er Jahren erfunden und war bahnbrechend. Die Stoßwellen werden in einer Energiequelle außerhalb des Körpers erzeugt und mittels Röntgen- oder Ultraschallkontrolle auf den Stein eingestellt (Zieleinrichtung). Die Stoßwelle erzeugt durch die plötzliche Druckschwankung im Stein entstehende Zug- und Scherkräfte, dies führt zu einer Zertrümmerung des Steins. Das umliegende Gewebe bleibt aufgrund seiner Elastizität in der Regel unbeschädigt. Die Bruchstücke können anschließend auf natürlichem Wege mit dem Urin ausgeschieden werden.
Vorteile der ESWL
Vorteil des Verfahrens ist die berührungsfreie, komplikationsarme Steinzertrümmerung, die in der Regel keine Vollnarkose benötigt. Unmittelbar vor Beginn der Behandlung werden dem Patienten ein Schmerzmittel und ein Beruhigungsmittel verabreicht, damit die Behandlung möglichst wenig unangenehm empfunden wird. Alternativ ist auch eine Behandlung in Vollnarkose möglich.
Die Behandlungsdauer beträgt je nach Größe und Ort des Steins ungefähr eine Stunde. Die Risiken der ESWL sind sehr gering. Neben einem Bluterguss (Hämatom) in der Haut und einer Blutbeimengung im Urin, kann es in sehr seltenen Fällen zu einem Bluterguß (Hämatom) um die Niere kommen. Ferner können Steinfragmente im Harnleiter stecken bleiben und dort eine Kolik auslösen. Aus diesem Grund kann es bei größeren Steinen notwendig sein, eine sogenannte Harnleiterschiene (Doppel-J-Katheter; Pigtail-Katheter) einzulegen, um den Urinabfluss von der Niere in die Blase sicherzustellen. Nicht jeder Stein ist für eine ESWL-Therapie geeignet. Bestimmte Steinsorten sind zu hart, um durch eine ESWL zertrümmert zu werden. Außerdem werden bei großer Steinmasse mehrere ESWL-Behandlungen benötigt, um eine komplette Steinfreiheit zu erzielen. In der Regel eignen sich Harnleitersteine schlechter zur ESWL Behandlung als Nierensteine.