Blasenkrebs erkennen und behandeln
Blut im Urin ist das häufigste Anzeichen für einen Blasentumor. Allerdings: Nicht jede Blutung bedeutet zwangsläufig eine Krebserkrankung, sollte aber immer Anlass zu einer genauen Untersuchung sein. Ein Blasenkarzinom entsteht in der Schleimhaut der Harnblase. Wird er hier frühzeitig erkannt, kann er durch die Harnröhre („transurethral“) per Endoskop entfernt werden. Die Heilungschancen sind unter diesen Voraussetzungen außerordentlich gut.
Untersuchungsmethoden
Blasenspiegelung
Eine Spiegelung der Harnblase („Urethrozystoskopie“) ist für die Diagnose eines Blasenkarzinoms notwendig. Vor allem Männer fürchten diese Untersuchung – allerdings zu Unrecht. Denn trotz der längeren Harnröhre ist heutzutage eine Spiegelung schmerzfrei möglich, wenn, wie in unserer Klinik für Urologie, moderne flexible Endoskope zum Einsatz kommen.
Endoskopische Entfernung von Blasentumoren durch die Harnröhre (TUR-BT)
Über 75 Prozent der Blasentumoren wachsen oberflächlich und sind klar abgegrenzt. Sie können per Endoskop durch die Harnröhre entfernt werden. In der Klinik für Urologie stehen uns besonders dünne Geräte (5 mm und 6 mm Durchmesser) zur Verfügung, um eine optimale Schonung der Harnröhre zu gewährleisten.
Dabei wird das Tumorgewebe mittels eines computergesteuerten Hochfrequenzstroms oder per Laser vollständig abgetragen und anschließend histologisch (feingeweblich) untersucht.
Unser standardisiertes operatives Vorgehen muss drei wesentliche Fragen beantworten:
- Welche Tumorart und Tumordifferenzierung liegen vor?
- Wie tief ist der Tumor in die Blasenwand eingewachsen?
- Finden sich neben dem offensichtlichen Tumor noch zusätzliche Tumorausläufer in der normal aussehenden Blasenschleimhaut?
Chemotherapiegabe in die Harnblase
Nach jeder Erstoperation eines oberflächlich erscheinenden Blasentumors erfolgt eine Blasenspülbehandlung mit speziellen Substanzen, die das Tumorwachstum hemmen. (Instillationstherapie mit Chemotherapie (Mitomycin - Instillationstherapie))
Fortgeschrittenes Blasenkarzinom
Falls ein Tumor sich aus der Blasenschleimhaut in die Blasenmuskulatur oder in das umgebende Gewebe ausgedehnt hat, wird häufig die Entfernung der Harnblase samt der zugehörigen Lymphknoten notwendig. Oft wird in der Tumorkonferenz eine Vorbehandlung des fortgeschrittenen Blasenkarzinoms mit modernen Medikamenten empfohlen („neoadjuvante Chemotherapie“).
Ist die Entfernung der Harnblase und eine Ersatzlösung erforderlich, führen wir diese, wenn immer möglich, minimal-invasiv mithilfe unserer OP-Robotersysteme durch.
Die chirurgisch präzise und komplette Entfernung der Blase, ggf. Prostata, und die Entfernung aller zugehöriger Lymphknoten ist von entscheidender Bedeutung. Wir beachten streng und übertreffen die Empfehlungen der European Association of Urology.
Behandlungsmethoden
Blasenersatz
Nach der Entfernung der Harnblase wird die Bildung eines Blasenersatzes notwendig, der den Patienten eine möglichst hohe Lebensqualität gewährleisten muss. Unser besonderes Augenmerk und ein Schwerpunkt unserer Arbeit stellen wiederherstellende (rekonstruktive) Maßnahmen an den ableitenden Harnwegen, also Nierenbecken, Harnleiter, Blase, Harnröhre, dar.
Harnblasenersatzoperation haben in den vergangenen Jahren an Häufigkeit zugenommen. Die Spezialisten unseres Teams haben diese Entwicklung begleitet und führen mit ihrer jahrelangen Erfahrung die Operationen regelmäßig in hoher Anzahl selbst durch. Dabei bemühen wir uns immer auch um kosmetisch ansprechende Lösungen. In Abhängigkeit von Alter und allgemeinem Gesundheitszustand sucht unser Team gemeinsam mit Ihnen nach der individuell am besten geeigneten Lösung.
Medikamentöse Behandlung
Zusätzlich zur Operation wird bei Blasenkrebs in unserer Tumorkonferenz geprüft, ob eine Chemotherapie sinnvoll ist – entweder vor (neoadjuvant) oder nach (adjuvant) dem Eingriff. Die Empfehlungen orientieren sich an den aktuellen Leitlinien.
Bestrahlung
In bestimmten Fällen kann eine Bestrahlung Teil eines kombinierten Behandlungskonzepts sein und helfen die Ausbreitung oder Absiedlungen des Tumors zu einzudämmen.
Minimal-invasive Blasenentfernung (Zystektomie)
Diese Art der Operation hat sich in den letzten 20 Jahren international stark entwickelt. Die Spezialisten unseres Teams haben diese Entwicklung begleitet und aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrung die Operationen regelmäßig in hoher Anzahl selbst durchgeführt. Es ist der Klinik für Urologie daher heute möglich, jedem Patienten eine maßgeschneiderte Lösung für seine individuelle Situation anzubieten. Immer bemühen wir uns auch um kosmetisch ansprechende Lösungen – entweder durch Einsatz von minimal-invasiver (Schlüsselloch-) Chirurgie oder durch minimierte Hautschnitte. Grundsätzlich werden zurzeit für Harnblasenersatzoperationen weltweit Darmsegmente (Dünn- und oder Dickdarm) verwendet. An einem anderen Ersatzgewebe („Tissue engineering“) wird seit ca. 30 Jahren intensiv international gearbeitet, ohne dass bisher praxistaugliche Lösungen entstanden sind. In Abhängigkeit von Alter und allgemeinem Gesundheitszustand sucht unser Team mit Ihnen nach der individuell am besten geeigneten Lösung. Dies bedarf einer sehr ausführlichen und individuellen Aufklärung und Absprache.
Minimal-invasive Blasenersatzoperation (Neoblase)
Viele Patienten bevorzugen diese Methode, da sie der natürlichen Situation am nächsten kommt. Aus ca. 50 cm Dünndarm wird eine neue Harnblase geformt und an die Harnröhre und die Harnleiter angeschlossen. Nach einer Übergangszeit kann der Patient/die Patientin wieder weitgehend normal auf natürlichem Wege Wasser lassen.
Mainz-II-Pouch (Sigma-Rektum-Pouch)
Dies ist der älteste Weg, einen kontinenten Blasenersatz zu schaffen: Der Urin wird in den Dickdarm eingeleitet und dort gesammelt. Seine Ausscheidung bzw. die Kontinenz hängen von einem funktionierenden Anal-Schließmuskel ab. Die Sigma-Rektumblase ist eine gute, zuverlässige Methode, wird aktuell jedoch nur in Ausnahmefällen angewandt.
Katheterisierbarer Pouch (Bauchnabelblase)
Auch Patienten, bei denen der Schließmuskel oder die Harnröhre aufgrund der Tumorausdehnung nicht erhalten werden können, müssen nicht auf einen kontinenten Harnblasenersatz verzichten. Die Ersatzblase wird kontinent an den Nabel angeschlossen und muss etwa alle 4-6 Stunden über einen Katheter entleert werden, den der Patient selbst in den Nabel schiebt.
Ileum-Conduit (Beutellösung)
Dies ist die Standard-Lösung für Patienten, bei denen eine kontinente Harnableitung aus den unterschiedlichsten Gründen nicht in Frage kommt oder die diese Standardlösung präferieren. Der Urin wird über ein kurzes Dünndarmstück auf die Bauchhaut geleitet und dort in einem speziellen Klebebeutel (Stomabeutel) aufgefangen. Das Stoma liegt vorzugsweise im rechten Unterbauch. Die Stomaversorgung ist absolut unauffällig, geruchsfrei und ermöglicht Fernreisen und sogar Schwimmbadbesuche.
Auch wenn wir in den meisten Fällen versuchen, eine sogenannte Ersatzblase mit Harnspeicherung im Bauchraum und ohne Beutel anzubieten:
Das Leben mit einem Stoma ist gut und ohne große Einschränkungen möglich.
Colon-Conduit
Anstelle von Dünndarm kommt hier Dickdarm zur Anwendung, um die Harnleiter zu verlängern und den Harn auf die Bauchhaut zu leiten. Dies kann erforderlich werden, wenn ein Mangel an Dünndarm besteht oder vorbestrahlt wurde.
Harnleiter-Haut-Fistel
Dies ist die einfachste Lösung, den Harn auf die Bauchhaut zu leiten. Sie erfordert meist eine dauerhafte Schienung der Harnleitereinpflanzungsstellen, um Verengungen vorzubeugen. Die Methode kommt bei sehr gebrechlichen Patienten zur Anwendung, oder wenn kein Darm zur Rekonstruktion mehr entbehrt werden kann.
Harnblasendivertikel
Diese Ausstülpungen der Harnblase sind gutartig und können aus der vollständigen Harnblasenwand bestehen.
Harnblasensteine
Neben der Entfernung des Harnblasensteines bemühen wir uns immer um auch die Beseitigung der auslösenden Ursache.