Behandlung von Harnleitertumoren
Tumore des Harnleiters gehen in den meisten Fällen von der Harnwegschleimhaut aus und sind in der Regel bösartig, selten gutartig. Die Hauptursachen sind Tabakkonsum sowie die jahrelange Exposition mit Anilin, das vor allem in Farben und Lacken vorkommt. Das erste Zeichen ist meist sichtbares oder nur mit Teststreifen nachweisbares Blut im Urin ohne gleichzeitig auftretende Schmerzen. Oft wird auch im Rahmen einer Routineuntersuchung beim Hausarzt eine symptomlose, gestaute Niere, als Ausdruck einer Verlegung des Harnleiters durch einen Tumor, festgestellt. In diesem Falle sollte unbedingt eine Abklärung mittels Röntgen oder Blasen- bzw. Harnleiterspiegelung erfolgen. Zur weiteren Diagnostik kann auch die Computertomographie herangezogen werden.
In der Regel ist zur Heilung der Erkrankung eine Entfernung der betroffenen Niere sowie des anhängigen Harnleiters inklusive eines kleinen Stückes der Harnblase (Harnblasenmanschette) im Bereich der Einmündungsstelle nötig.
In der Klinik für Urologie Bochum versuchen wir, die Niere möglichst zu erhalten – sofern dies aus Sicht der Tumorbehandlung sicher ist – und so die Nierenfunktion zu bewahren.
Erhalt der Niere trotz Harnleitertumor
Früher wurde bei einem Tumorbefall des Harnleiters in der Regel die komplette Niere inklusive des Harnleiters und eines Teils der Harnblase entfernt. Heutzutage wird versucht unter bestimmten Voraussetzungen (Tumorgröße, -lage, -aggressivität, Vorerkrankungen des Patienten) einen Organerhalt zu erreichen. Der Chefarzt der Klinik für Urologie Bochum, Prof. Dr. med. Ubrig und sein Team sind spezialisiert auf die nierenerhaltende Therapie von Harnleitertumoren. Dies ist vor allem für Patienten wichtig, die bereits unter einer Nierenschwäche leiden oder gar nur noch eine funktionierende Niere besitzen. Hier gilt es, eine drohende Abhängigkeit von einer Dialyse (Blutwäsche) abzuwenden.
Behandlungsmethoden
Minimalinvasive Laserbehandlung
Mittels eines dünnen Gerätes gelangen wir minimal-invasiv über die natürlichen Öffnungen des Körpers, d.h. ohne Hautschnitt, in den Harnleiter. Dieses sogenannte Endoskop hat eine Kameraoptik, sowie einen Arbeitskanal, durch den eine Laserfaser an den Tumor gebracht und dieser damit verdampft werden kann. Das Risiko für ein Wiederauftreten dieser Tumore ist sehr hoch, sodass regelmäßige Kontrollen mit dem Endoskop erforderlich sind. Die Laserbehandlung ist für aggressive Tumoren nicht geeignet, da sie nicht tief genug reicht.
End-zu-End Anastomose (minimal-invasiv)
Diese Prozedur wird durchgeführt, wenn der Tumor des Ureters (Harnleiters) im oberen oder mittleren Bereich liegt. Es ist in diesen Fällen notwendig, den betroffenen Bereich auszuschneiden und dann die verbliebenen Anteile wieder zu vernähen. Dies ist in der Regel nur bei lokal begrenzten Tumoren auf einer Länge von 1 bis 2 cm möglich. Die Ränder des ausgeschnittenen Anteils werden noch während des Eingriffs zu den Experten der Klinik für Pathologie unseres Hauses gesendet und dort sofort als Schnellschnitt unter dem Mikroskop auf Tumorfreiheit untersucht. Dies stellt sicher, dass der Tumor restlos und sauber entfernt wird.
Entfernung tiefsitzender Harnleitertumore
Tumoren im unteren Drittel des Harnleiters werden in der Regel durch Entfernung dieses Abschnitts behandelt. Je nach Situation kann dies minimal-invasiv oder über einen kleinen Hautschnitt erfolgen. Das gesunde Ende des Harnleiters wird wieder mit der Harnblase verbunden. Wenn das gesunde Ende des Harnleiters zu weit von der Harnblase entfernt ist, um eine spannungsfreie Naht zu erreichen, wird die Harnblase zum gesunden Ureterabschnitt hin verlagert. Dazu wird die Harnblase teilweise von Verwachsungen befreit und dann an der Sehne des Psoas-Muskels angenäht (Psoas-bladder-hitch-Plastik). Dies eliminiert die Spannung zwischen dem Harnleiterende und der Blase. Die Ränder des ausgeschnittenen Anteils werden noch während des Eingriffs zu den Experten der Klinik für Pathologie unseres Hauses gesendet und dort sofort als Schnellschnitt unter dem Mikroskop auf Tumorfreiheit untersucht. Dies stellt sicher, dass der Tumor restlos und sauber entfernt wird.
Ileum-Interponat (minimal-invasiv)
Durch den Chefarzt der Klinik für Urologie in Bochum wurde in Deutschland das laparoskopisch-assistierte Ileuminterponat etabliert. Hier handelt es sich um einen kompletten Ersatz des gesamten Harnleiters vom Nierenbecken bis zur Harnblase durch ein 15 bis 20 cm langes Stück Dünndarm (Ileum).
Früher war dazu ein Schnitt vom Brustkorb bis in den Genitalbereich erforderlich. Heute kann dies ohne große Schnitte über die Technik der Schlüssellochchirurgie in hoher Präzision minimal-invasiv durchgeführt werden. Diese Art der Maßnahme kannbei sehr langstreckigem Tumorbefall erforderlich sein. Die Ränder des ausgeschnittenen Anteils werden noch während des Eingriffs zu den Experten der Klinik für Pathologie unseres Hauses gesendet und dort sofort als Schnellschnitt unter dem Mikroskop auf Tumorfreiheit untersucht. Dies stellt sicher, dass der Tumor restlos und sauber entfernt wird.
Minimalinvasive Entfernung von Niere und Harnleiter
Die minimal-invasive Entfernung von Niere und Harnleiter mittels DaVinci -Technik oder Laparoskopie ist in den letzten Jahren zu einem Standardverfahren in der Urologischen Chirurgie geworden. Über feine Instrumente werden Niere und Harnleiter unter bis zu 20-facher Vergrößerung über eine HDTV–Video-Kette aus ihrer Umgebung gelöst. Diese ermöglicht eine besonders präzise Operationstechnik. Die Bergung der Niere mitsamt Harnleiter erfolgt im Ganzen in einem speziellen Bergebeutel und der Schnitt wird nur so groß, wie eben nötig.
Offene Entfernung von Niere und Harnleiter
Bei sehr großen, komplizierten Tumoren, grossen Lymphknotenmetastasen oder bei umfangreichen Voroperationen kann es nötig sein, Niere und Harnleiter über einen Flanken- und Unterbauchschnitt zu entfernen. Hier wird zunächst die betroffene Niere über einen Flankenschnitt entfernt. Anschließend folgt ein zweiter Schnitt im Unterbauch, um den unteren Harnleiter samt Blasenanteil zu entnehmen.
Harnleiterengen oder Narben
Blockaden des Harnabflusses können auch im oberen Trakt auftreten – sie werden als Harnleiterengen (Ureterstrikturen) bezeichnet.
Nierenbeckenabgangsengen
Meist ist aber eine Entfernung der Verengung und Wiederherstellung mit feinen Instrumenten und Nähten erforderlich.